TTIP-Handelsabkommen mit den USA stoppen
Das Transatlantische Freihandelsabkommen, TTIP
(Transatlantic Trade and Investment Partnership),
auch TAFTA (Trans-Atlantic Free Trade Agreement)
genannt, wird seit
Juli 2013 geheim verhandelt zwischen der Europäischen Union und den USA.
Die Geheimverhandlungen werden von der Europäischen Kommission und der
US-Regierung geführt. Die Freihandelszone umfasst zwei Ebenen: Erstens ein Verbot
von Zöllen und zweitens angeglichene Regulierungen, Eckpunkte: Deregulierung
des Finanzsektors – Lebensmittelgesetze und Gesundheitsstandards
– Umweltstandards – Öffentliche Aufträge – Industriestandards… .
Wirklich
gefährlich: TTIP soll sogenanntes Investitionsschutzabkommen
beinhalten. Dieses Abkommen erlaubt es Unternehmen,
vor wenig regulierten und intransparenten “privatwirtschaftlichen
Schiedsgerichten” gegen Staaten zu klagen, wenn sie sich ungerecht
behandelt fühlen. Sie würden die EU-Staaten nun auch noch der Willkür
von Unternehmen und Anwälten aus den USA (und aller übrigen Mitgliedsländer:
EU-Länder, Kanada, Mexiko, Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und
Island) ausliefern. Die nationalen Gerichte werden damit umgangen,
es droht die leise Entmachtung des Rechtsstaats. Investitionsschutzabkommen,
Schiedsgerichtsverfahren siehe auch ISDS
und ICSID.
Viele europäische Politiker und Aktivisten erklärten "Investitionsschutz"
ist nicht erforderlich, sowohl in TTIP als auch in CETA,
geplantes europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen,
nicht. Die
staatliche Justiz der beteiligten Staaten
bietet ausreichenden Rechtsschutz.
Die EU-Kommission will das TTIP-Handelsabkommen mit den
USA so gestalten, dass der Bundestag und andere Parlamente der EU-Mitgliedsstaaten
nicht darüber abstimmen dürfen. Das heißt: Die EU-Abgeordneten wären
die einzigen Volksvertreter, die über TTIP entscheiden. Falls sie
dann zustimmen, wird das TTIP-Handelsabkommen kaum mehr aufzuhalten
sein. Nach
derzeitigem Stand können TTIP und CETA im Bundesrat gestoppt werden.
Und zwar, weil in Deutschland neben dem Bundestag eben auch
die Länderkammer zustimmen muss. Parteien
in Baden-Württemberg und ihre Positionen zu TTIP und CETA:
Die Grünen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann
legten sich fest: Sie wollen den Abkommen ihre Zustimmung verweigern,
wenn diese Sonderklagerechte für Konzerne enthalten, soziale/ökologische
Standards gefährden oder die kommunale Daseinsvorsorge beschränken.
Ebenso kündigten die SPD und die Linken eine Ablehnung im
Bundesrat an, sofern einer dieser Fälle eintritt. CDU
und FDP hingegen lassen die Wähler/innen im Unklaren. Sie wollten
sich nicht festlegen – und wir befürchten, dass sie den Abkommen
letztlich zustimmen. Insbesondere sind sie nicht bereit, die Sonderklagerechte
für Konzerne zu stoppen. Nun wissen wir, wie sich die Parteien im
Bundesrat zu TTIP und CETA verhalten wollen – doch die meisten Wählerinnen
und Wähler wissen das noch nicht.
Das geplante
Abkommen wird von Vielen (Politiker, Journalisten, Verbraucherschutz-
und Umweltschutz - Organisationen sowie Nichtregierungsorganisationen)
massiv kritisiert:
o Es wird von Lobby-Vertretern
der Industrie unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Beteiligung
der nationalen Parlamente oder des EU-Parlaments und damit faktisch
ohne demokratische Kontrolle verhandelt.
o Die zu erwartenden
positiven wirtschaftlichen Effekte für die Bevölkerung der Teilnehmerstaaten
sind sehr gering und von zahlreichen gravierenden Nachteilen
begleitet.
o Durch das Abkommen werden Umwelt- und Gesundheitsstandards
untergraben und Arbeitnehmerrechte aufgeweicht. Die angestrebte
„Harmonisierung“ von Standards orientiert sich an den Interessen
der Konzerne und Finanz-Investoren, weil Harmonisierung bedeute,
dass tendenziell der jeweils niedrigste bzw. wirtschaftsfreundlichste
Standard aller Einzelstaaten als Basis für die verbindliche Norm
des Vertrags dienen werde.
o Sollten Staaten
später gegen die Vertragsregelungen verstoßen, könnten „gigantische
Entschädigungen“ für Unternehmen fällig werden. Darüber entschieden
dann sogenannte Schiedsgerichte, die keiner nationalen Gesetzgebung
und Kontrolle unterworfen wären. Unternehmen könnten so einzelstaatliche
Verbote und Kennzeichnungspflichten für gentechnisch veränderte
Lebensmittel, den Einsatz von Chemikalien und unter Einsatz von
Hormonen erzeugtes Fleisch unterlaufen. Ebenso könnten sie die Gasförderung
mittels Fracking durchsetzen oder Entschädigungszahlungen für den
Ausstieg aus der Kernenergie erzwingen.
o Die Vorteile, die das Abkommen
den Unternehmen bieten soll, wären zudem bindend, dauerhaft und
praktisch nicht mehr veränderbar – weil jede einzelne Bestimmung
nur mit Zustimmung sämtlicher Unterzeichnerstaaten geändert werden
könnte, sobald der Vertrag in Kraft getreten ist.
o
Das Abkommen wurde
als „undemokratisch“, als „unvereinbar mit demokratischen Prinzipien“
und als „Unterwerfung“ der Teilnehmerstaaten unter Konzerninteressen
bezeichnet.
Kritik
auf Wikipedia
4.1 Einschränkung nationaler Souveränität
4.2 Unklare Kriterien für Rechtsverletzung
4.3 "Treaty Shopping"
4.4 Diskriminierung von Inländern
4.5 Fehlende Transparenz
4.6 Fehlender Instanzenzug
4.7 Fehlende strukturelle Unabhängigkeit der Schiedsrichter
5 Aktuelle Diskussionen
5.1 Investitionsschiedsverfahren in Freihandelsabkommen mit EU-Beteiligung
Als Vorläufer für
TTIP
gilt das Multilaterale Investitionsabkommen, das bereits in den
1990er Jahren auf erhebliche Widerstände von Aktivisten und NGO
stieß und schließlich am Widerstand Frankreichs scheiterte. Quelle
Wikipedia
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CDU-Kanzlerin Merk(el)würdiger
Wunsch:
„Nichts wünschen wir uns mehr als ein Freihandelsabkommen zwischen
Europa und den Vereinigten Staaten SPD-Chef Gabriel
kritisiert und verspottet
TTIP-Kritiker: "470.000 Menschen haben gegen etwas (Campact-Aufruf)
unterschrieben, was es noch gar nicht gibt"
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Gesamtes
neoliberales Konzept der Freihandelsabkommen muss auf den Prüfstand
19.03.2014 – Sahra Wagenknecht. Zunächst müssen die laufenden
TTIP-Verhandlungen sofort gestoppt werden. Denn Geheimverhandlungen
können keine demokratische Grundlage für eine spätere Vertragsunterzeichnung
sein. Sämtliche Fakten und Dokumente zum aktuellen Verhandlungsstatus
müssen sofort auf den Tisch. Nur durch explizite Nachfrage der Linksfraktion
wurde zum Beispiel bekannt, dass beim TTIP-Abkommen auch über Finanzdienstleistungen
geredet wird ... Nach den bisher durchgesickerten Details droht
durch das Freihandelsabkommen ein Angriff auf Demokratie, Arbeitnehmerrechte,
Verbraucherschutz und die Binnenwirtschaft; demokratisch getroffene
Entscheidungen werden wieder ausgehebelt. Neben TTIP sind noch
weitere Freihandelsabkommen geplant. Bereits seit 2009 sind
Verhandlungen zwischen Kanada und der EU über ein Freihandelsabkommen
(CETA) weit fortgeschritten: US-Konzerne könnten über Zweigniederlassungen
in Kanada den CETA-Investitionsschutz nutzen, um gegen europäische
Umwelt- und Sozialstandards zu klagen... letztlich gehört
das gesamte neoliberale Konzept der Freihandelsabkommen auf den
Prüfstand.
Stop TTIP – Selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA
Campact – Wir wollen TTIP und CETA verhindern, da sie diverse kritische
Punkte wie Investor-Staat-Schiedsverfahren und Regelungen zur
regulatorischen Kooperation enthalten, die Demokratie und Rechtsstaat
aushöhlen. Wir wollen verhindern, dass in intransparenten Verhandlungen
Arbeits-, Sozial-, Umwelt-, Datenschutz und Verbraucherschutzstandards
gesenkt sowie öffentliche Dienstleistungen (z. B. Wasserversorgung) und
Kulturgüter dereguliert werden. Unterzeichnen Sie jetzt. Mehr, auf Titel klicken
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Gutachten zu Freihandelsabkommen Völkerrechtler gegen TTIP und Ceta taz, 31.10.2014
Ein neues Rechtsgutachten unterstützt die Kritiker der geplanten
Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA (TTIP)
sowie Kanada (Ceta). Ergebnis: Ceta
ist rechtswidrig. Die Kritik gilt auch dem noch zu verhandelnden
TTIP-Abkommen mit den Vereinigten Staaten, da sich dieses stark an Ceta
orientiert. Der Vertrag mit Kanada verstoße sowohl gegen das Grundgesetz
als auch gegen Unionsrecht, sagte Horst. Etwa bei den internationalen
Schiedsgerichten: …
Die
Freihandelsabkommen wie TPP, TTIP, TiSA und so auch CETA verstoßen
gegen das Völkerrecht. Es sind keine Freihandelsverträge
sondern "politische Verträge, die unser demokratisches System
abschaffen sollen" US-amerikanischer
Völkerrechtler Prof. Alfred de Zayas
CETA
verstößt gegen das Völkerrecht! - Petition auf Change.org Bürgerklage gegen CETA
TTIP: EU-Bankenlobby will harte US-Finanzmarktregeln aushebeln
11.11.2014, Report München.
Bei den Verhandlungen zum
Freihandelsabkommen TTIP werden hauptsächlich die USA die europäischen
Verbraucher- und Umweltstandards untergraben, um amerikanischen
Konzernen einen einfacheren Marktzugang in Europa zu verschaffen. Brisante Dokumente zeigen:
Die EU versucht, europäische Banken durch TTIP vor den strengen Finanzmarktregeln der USA zu bewahren.
Video auf YouTube
„Profit durch Un-Recht“
Herausgegeben von Corporate Europe Observatory, Transnational Institute, CAMPACT und PowerShift
Wie Kanzleien, SchiedsrichterInnen und Prozessfinanzierer das Geschäft
mit dem Investitionsschutz befeuern In den letzten zwei Jahrzehnten hat
sich ein wirkmächtiges internationales Investitionsschutzregime
herausgebildet, das den Interessen von Konzernen Vorrang vor
Menschenrechten und Umweltschutz einräumt. Investitionsschutzabkommen
sind Verträge zwischen Staaten, die Rechte von Investoren im jeweils
anderen Staat festlegen. Die Abkommen werden von Investoren benutzt, um
Regierungen zu verklagen, wenn sie durch Änderungen in der Politik – z.
B. zum Umwelt- oder Gesundheitsschutz – ihre Gewinne geschmälert sehen.
Ende 2013 gab es mehr als 3.000 Investitionsschutzabkommen, die zu einer
Welle von Klagen vor internationalen Schiedsgerichten geführt haben.
Regierungen zahlen den Preis für diese Klagen in Form von hohen Prozess-
und Anwaltskosten, schwächeren Sozial- und Umweltauflagen sowie einer
erhöhten Steuerlast für die Bevölkerung, und zwar besonders häufig in
Ländern, die sich bereits in einer schwierigen sozialen und
wirtschaftlichen Lage befinden …
Investor-Staat Klagerecht (ISDS) im TTIP: drin oder draußen?
Marc Maes, Referent für Handelspolitik der NRO 11.11.11, Belgien
Der berüchtigte Investor-Staat-Streitbeilegungs-Mechanismus, engl.
Investor-state dispute settlement (ISDS) ist wahrscheinlich das
umstrittenste Thema auf der Tagesordnung der EU-US- Verhandlungen für
ein transatlantische Handels-und Investitionsabkommen, (TTIP). Und das
zu Recht: ISDS ist eine Gefahr für politische Entscheidungen, sehr teuer
für die Staatskasse und zugleich völlig überflüssig. Gewerkschaften und
Organisationen der Zivilgesellschaft aus allen Bereichen machen
zunehmend gegen ISDS mobil. Investorenschutz einschließlich ISDS ist ein
neues Element der EU-Handelspolitik. Es kam mit dem Vertrag von
Lissabon. Zuvor lag diese Kompetenz bei den EU-Mitgliedstaaten und sie
nutzten sie, um etwa 1400 bilaterale Investitionsabkommen (BITs)
abzuschließen.
ISDS erschließt ausländischen Investoren das außergewöhnliche
Recht, souveräne Regierungen vor einem internationalen Schiedsgericht zu
verklagen, das aus drei Schiedsrichtern besteht, meist private
Rechtsanwälte aus international operierenden Kanzleien. Die
Tribunale arbeiten hinter verschlossenen Türen. Viele Fälle werden nicht
einmal bekannt, weil sie nie offengelegt wurden. Regierungen dürfen oft
nicht einmal ihre eigenen Parlamente über den Inhalt der Fälle
informieren.
Die Schiedsrichter fällen ihre Urteile nicht auf der Grundlage einer Verfassung oder von Gesetzen,
sondern auf der Basis der vage formulierten
Investitionsschutzstandards, die in den jeweiligen Abkommen enthalten
sind, wie zum Beispiel “faire und gerechte Behandlung”,
“Nicht-Diskriminierung” und “indirekte Enteignung”, und auf der
Grundlage der Ziele der Verträge, das heißt: “Schutz der ausländischen
Investoren.” Und da keine Berufung möglich ist, können drei private
Rechtsanwälte frei die Bedingungen der Verträge interpretieren und haben
das letzte Wort darüber, ob eine politische Entscheidung, die von
einem ausländischen Investor in Frage gestellt wird, eine Verletzung des
Vertrags darstellt und wie viel Schadensersatz bezahlt werden muss …
TTIP-Studie: Rund 600.000 mehr Arbeitslose in Europa Attac, 14.11.2014
Diese Daten errechnet eine aktuelle Studie mit dem Titel “The
Trans-Atlantic Trade and Investment Partnership: European
Disintegration, Unemployment and Instability” der Tufts University in
Massachusetts. Die Studie basiert auf Modellen der Vereinten Nationen
(United Nations Global Policy Model, GPM) (1). “Die Studie belegt, dass
TTIP nicht nur ein Angriff auf soziale Standards, Arbeitsrechte,
Umweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und Demokratie ist. Die
Mehrheit der Menschen würde mit TTIP zugleich einen Verlust an Wohlstand
( je nach Land Einkommensverlusten von 165 bis zu 5.000 Euro pro Person
und Jahr) hinnehmen müssen”, warnte Roland Süß vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac.
Die bisher von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Studien (2), die
ein Wachstum von 0,05 Prozent pro Jahr errechnen, basieren laut Attac
auf unrealistischen Annahmen. Die verwendeten Modelle stammen aus den
1980er und 1990er Jahren und gehen davon aus, dass “wettbewerbsfähige”
Wirtschaftssektoren, die von einer Marktöffnung profitieren, alle
entstanden Verluste in den anderen schrumpfenden Sektoren kompensieren
würden…
Im Namen des Geldes 10.3.2014,
8:48 Uhr DIE ZEIT Nr. 10/2014, Petra Pinzler, W.Uchatius, K. Kohlenberg
Das ICSID (Internationales Zentrum zur Beilegung von
Investitionsstreitigkeiten) tagt in Washington hinter verschlossenen
Türen: Ein geheimnisvolles Gremium aus drei Richtern kann eine Regierung
zu Strafen in Milliardenhöhe verurteilen, wenn ein Konzern seine
Geschäfte bedroht sieht. Eine Paralleljustiz ist entstanden, die bald
noch mächtiger werden könnte. Derzeit laufen 185 Verfahren vor
dem ICSID. Einer davon ist ICSID-Case ARB/12/12: Vattenfall versus
Federal Republic of Germany. Streitpunkt: der deutsche Atomausstieg.
Nach Fukushima musste der schwedische Energiekonzern die von ihm
betriebenen Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel schließen. Neben dem
ICSID gibt es noch einige kleinere Gerichte für
Investitionsstreitigkeiten. Für sie alle gilt: Sie sind keine
herkömmlichen Gerichte, wie man sie in Europa und Amerika kennt, sondern
sogenannte Schiedsgerichte. Grundlage dieser (Schieds)Gerichtsverfahren
sind sogenannte Investitionsschutzabkommen zwischen den verschiedensten
Staaten der Welt. Es gibt rund 3.000 solcher Abkommen, sie umspannen
die Erde wie ein unsichtbares Netz aus Paragrafen. In diesen Verträgen
verpflichten sich die Regierungen, die Urteilssprüche des
Schiedsgerichts anzuerkennen. Vor dem Schiedsgericht ist ein Staat der
Beklagte, nicht der Kläger. Er kann nur Geld verlieren, nicht gewinnen.
Jeder Kanzler, jeder Premierminister, jeder Präsident muss sich dem
Urteil des ICSID beugen. So steht es in den Verträgen.
Der
Vertrag, den Europa fürchtet - So gefährlich ist TTIP 8.Mai
2014, n-tv
Schattenjustiz
- Im Namen des Geldes 10. März 2014, ZEIT
TTIP:
Die Kapitulation vor den Konzernen – Eine kritische Analyse 12.
April 2014, PowerShift e.V
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