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Stand 2010:  Folgen und Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise (hier klicken)    

 

Finanzmarktkrise   -   Ursachen und Folgen      (Langfassung)  

Internationale Finanzmarktkrise, was geht mich das an? So denken viele. Ein fataler Irrtum. Es geht uns viel viel mehr an als wir glauben. Besonders betroffen sind selbstverständlich  Banken, Pensionsfonds, Wirtschafts- und Versicherungskonzerne sowie reiche und superreiche Privatanleger. Am schlimmsten betroffen sind wir Arbeitnehmer, Arbeitslose,  Rentner und unsere Kinder und Enkel. In Deutschland wie in der ganzen Welt. Von uns, einschließlich der Ärmsten der Armen, wurden die  riesigen weltweiten Finanzvermögen zwangsfinanziert und nun sollen wir auch noch die riesigen weltweiten Spekulationsverluste zahlen.


Die Subprimekrise ist Auslöser, aber nicht die Ursache der Finanzmarktkrise
Zur Erklärung der Hintergründe wird uns von Medien, Wirtschaft und Politik immer das Gleiche präsentiert, zum Beispiel:
"Ausgangspunkt der Krise war die Kreditpolitik amerikanischer Banken. Die Anforderungen an die Qualität von Krediten und Kreditnehmer wurden verringert. Kredite wurden auch an  Käufer mit geringer Bonität vergeben, wobei als Sicherheit nicht das persönliche Vermögen, sondern nur die erworbene Immobilie diente. Technisch wurden gute und schlechte  Risiken gemischt und zu handelbaren Paketen gebündelt, so dass die Risiken schlecht zu erkennen waren. Diese Pakete wurden dann weltweit mit einer marktunüblich hohen  Verzinsung verkauft."
Dieserart Darstellung wird unter den Schlagworten "US-Subprime-Krise" oder "US-Immobilienkrise" von den Medien oft als Ursache der weltweiten Finanzmarktkrise verbreitet.
Dass diese Erklärungen nur einen Teil der Wahrheit betreffen und das eigentliche Geschehen verdunkeln, lässt sich nachvollziehen, wenn wir uns folgende Fakten vor Augen führen:
Im Oktober 2008 schätzte der IWF den Wertverfall von Subprime-Hypotheken auf weltweit 500 Mrd. $ bzw. 385 Mrd €. Das "Bankenrettungspaket" allein in D im Oktober 2008 umfasst 500 Mrd Euro. Im Januar 2009 ging der Internationale Währungsfonds (IWF) von Abschreibungen auf US-Kredite und verbriefte Wertpapiere für das Bankensystem in Höhe von 2,2 Billionen US-Dollar aus Im April 2009 erhöhte der IWF die geschätzten Verluste weltweit auf vier Billionen US-Dollar (Quelle: Wikipedia)
Bereits Anfang 2003, schon lange vor dem Subprime-Kollaps, haben zum Beispiel
  Spitzen der Banken und Versicherungen von der Bundesregierung eine Bad Bank - zur Sammlung des  seit Jahren anwachsenden "Spekulationsmülls" in Milliardenhöhe - verlangt. Im gleichen Jahr hat die HypoVereinsbank dann ihre Verlustpapiere auf die neu gegründete HRE verlagert.  Dass die bei der HRE inzwischen angehäuften Risiken in dreistelliger Milliardenhöhe hausgemacht sind und nicht in den USA,  ist in den meisten deutschen Medien kein Thema.
Sie erkennen und beschreiben nicht, dass schon die Vervierfachung der DAX-Werte zwischen 1995 und dem März 2000 keine wunderbare Wertschöpfung, sondern das Ergebnis maßloser Spekulation gewesen ist. Die Mehrheit der Medien hat nicht kritisch beschrieben, in welch hohem Maße die Bundesregierung selbst die Türen für Hedge-Fonds und Privat Equity, für Verbriefungen und
  Zweckgesellschaften geöffnet und die Transaktionen steuerlich gefördert hat - und wie sehr die Bankenaufsicht und die Deutsche Bundesbank alle Augen zugedrückt haben. Der  Bankenaufsicht hätten die Zweckgesellschaften doch auffallen müssen. Der Bundesfinanzminister selbst hätte intervenieren müssen, wenn öffentliche und halböffentliche Banken sich  in Steueroasen tummeln...  (Quelle: Nachdenkseiten)


Was also sind die wirklichen Ursachen der internationalen Finanzmarktkrise?


Gigantisches Finanzvermögen

Entwicklung von Bruttosozialprodukt und Finanzvermögen weltweit

                          Bruttosozialprodukt                                       Finanzvermögen

 Jahr            Milliarden $               Milliarden €                 Milliarden $         Milliarden €

1980                   13.000                     10.000                          12.000              9.200

2007                   55.000                     42.300                         196.000          150.800

Quelle: wipo.verdi/McKinsey, Mapping Global Markets, Okt. 08  

"Die meisten Leute machen sich keine Vorstellung von der riesigen Menge Geld, die es gibt. Es sind die Ersparnisse der Welt, der Versicherungsgesellschaften, die für Katastrophen vorsorgen, der Pensionskassen, die die Spargelder für die Renten verwalten, der Bank von England, die Geld für den Zweck hortet, für den Zentralbanken eben ihr Geld horten. Alles, was die Welt zusammenspart, liegt in diesem Topf. Das ist viel Geld."
So die Neue Züricher Zeitung in einer Erläuterung zur Finanzmarktkrise. Das viele Geld, die "Ersparnisse“ der Welt der "Versicherungsgesellschaften", der "Pensionskassen", der "Bank" führt die NZZ beispielhaft an. Die Frage bleibt aber woher die Ersparnisse denn genau kommen? Wer hat eingezahlt?
  Woher haben die einzahlenden Unternehmen und Privatpersonen das viele Geld her?
"Das viele Geld" musste erst einmal erwirtschaftet werden, durch menschliche bzw. maschinell unterstützte Arbeit! Das gilt auch für Wertsteigerungen: Wird ein Bild, Grundstück oder Kunstwerk, dessen Wert z.B. auf das 10fache gestiegen ist, verkauft, muss der 10fache Preis von jemandem bezahlt werden. Das gilt selbst für Spekulationsgewinne, auch die müssen von den Verlierern bezahlt werden. Dieses Geld musste ebenfalls vorher erwirtschaftet werden. Von Menschen erarbeitet werden, denn Geld arbeitet nicht, obwohl wir das öfters hören können.

Seit Mitte der 80er-Jahre expandierten die Finanzmärkte wesentlich rascher als der Warenhandel und als die Weltproduktion. Überwiegend handelt es sich um reine Finanztransfers,
  Kapital das vor allem auf der Suche nach kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten ist. Nur ein geringer Teil dient der Abwicklung des Handels und ausländischer  Direktinvestitionen.  mehr 

Pensionsfonds für Alterssicherung von 1992 bis 2006 von knapp 5.000 Mrd. auf nahezu 23.000 Mrd. Dollar angewachsen. (isw-muenchen)

40 % der US-Unternehmensgewinne stammen 2004 aus Spekulationsgewinnen an den Finanzmärkten statt aus Verkaufserlösen (Jahnke)


Gigantisches Finanzvermögen sucht weltweit nach Anlagemöglichkeiten
Derzeit beschränkt sich die Suche nach den Ursachen der Finanzmarktkrise auf die dortigen Anbieter, vor allem die Banken. Die Realwirtschaft (Produktionswirtschaft ohne Finanzdienstleistungsunternehmen) – wird eher nur als Betroffene der Bankenkrise erfasst.
Sind diese Unternehmen jedoch nicht nur Opfer, sondern auch Täter, haben sie die Krise mit verursacht?
Unübersehbar ist die Tatsache, dass diese Unternehmen in den letzten Jahren gigantische Gewinnzuwächse zu verzeichnen hatten. Anstatt die Beschäftigten an den Ergebnissen
  ihrer Wertschöpfung angemessen zu beteiligen, sind von den Produktionsunternehmen die aus dem Ruder laufenden Finanzmärkte mit den Liquiditätsüberschüssen gespeist worden.  Quelle: IAW/Uni-Bremen 

An der Oberfläche mag die amerikanische subprime crisis und ihre inzwischen weltweiten Auswirkungen nach einer Mischung von unverantwortlicher Kreditvergabe und drastischer  Unterschätzung von Anlagerisiken durch die Finanzinstitutionen aussehen: "Kredithaie" verführten "unbedarfte Bürger" zu unüberlegten Immobilienkäufen auf Kredit, die "Gier" in den  Chefetagen der Finanzriesen erfand die Finanzinnovation des "bundling" um diese hochriskanten Kredite an "Ahnungslose" zu verkaufen. Diese Einschätzung ist keineswegs falsch, aber dennoch nicht ungefährlich, weil sie den Eindruck erweckt, "anständigeres" Verhalten der Banken hätte die Krise vermeiden können.
Sie übersieht die enormen institutionellen Änderungen, die alle Beteiligten mit der Unvermeidlichkeit einer griechischen Tragödie in die Krise schlittern ließen.
  Finanzkapital sucht Anlagemöglichkeiten. Die öffentliche Diskussion, die sich Sorgen um die Finanzierbarkeit von Investitionen macht, übersieht, dass zumindest auf den  Finanzmärkten seit Längerem ein Überangebot besteht: Die Banken sind in einen "Anlagenotstand" geraten, weil sie mehr Ersparnisse erhalten als sie sicher und ertragreich veranlagen können. Quelle: Volkswirt Prof. Dr. Gunther Tichy, Univ. Graz    


Funktion der Finanzmärkte hat sich geändert
An die Stelle der Unternehmen, Regierungen und Haushalte, die Geld benötigten und sich dies überwiegend über einen Bankkredit beschafften, tritt der Rendite suchende  Finanzanleger. Nicht mehr verschuldungsbereite Unternehmen suchen nach Kreditgebern, sondern Geldbesitzer suchen nach Schuldnern, bei denen sie ihr Geld profitabel anlegen  können. Die Finanzmärkte werden nicht mehr durch die Suche nach Finanzierungsmittel für Investitionen, sondern durch die Suche nach Gelegenheit zum rentablen Finanzinvestment  und schneller Gewinnmitnahme getrieben. Da die Finanzinstitute in scharfer Konkurrenz zueinander stehen und zusammen vor einem erheblichen Anlagenotstand, werden die  Markterschließungs- und Verwertungsstrategien immer aggressiver und waghalsiger.     Quelle: ISW

Die internationale Finanzkrise, deren Folgen keineswegs bewältigt sind, ist nicht nur eine Folge der zu freigiebigen Kreditvergabe US-amerikanischer Hypothekenbanken, sondern
  auch die zwangsläufige Konsequenz eines nach neoliberalen Vorstellungen umgestalteten Bankensystems. Statt auf industrieller Wertschöpfung beruht es auf hoch spekulativen  Geldanlagen, wofür die Banken immer komplexere Angebote (Derivate) entwickeln...    Prof. Dr. C. Butterwegge 

Trotz teilweise rückläufigen externen Finanzbedarfs steigt die Abhängigkeit der Unternehmen von den globalen Finanzmärkten. Dabei tritt die Investitionsfinanzierung gegenüber dem spekulativ ausgerichteten Finanzinvestment in den Hintergrund. So kommt es zu massiven Vermögensumschichtungen und zu einer strukturellen Neuordnung der betrieblichen und privaten Finanzvermögen. Dabei spielen spekulative Verwertungsprozesse eine zunehmende Rolle. 
Ulrich Busch  Doz. Dr. oec. habil., Finanzwissenschaftler, TU Berlin

Das Finanzsystem ist heute zu einem Kasino geworden.
  Ein praktisches Beispiel  von H. Flassbeck, Zeit, 3.7.2008


Woher kommt das Geld?
Woher die enorme Anhäufung des Finanzvermögens von weltweit 150 800 Milliarden Euro?
Renditegier und Spekulationen in weltweit deregulierten Finanzmärkten werden zu Recht
  kritisiert. Viele Finanzexperten und Wissenschaftler weisen jedoch auf  tiefer greifende Ursachen  hin:
Die Weltwirtschaftsleistung ist seit 1980 um das über 4fache auf gigantische 42 300 000 000 000 Euro gewachsen.
Aber noch viel gewaltiger wuchs das weltweite Finanzvermögen sogar um das über 15fache,
  auf gigantische 150.800 000 000 000 Euro.
Und das in einer Zeit weltweit wachsender Massenarbeitslosigkeit. In der uns wg. „schlechter Wirtschaftslage aufgrund der Globalisierung" Sozialleistungen und Löhne gekürzt,
  Arbeitszeiten verlängert, viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze durch 1Euro Jobs und weiterer geringfügig bezahlter Beschäftigung zunehmend ersetzt und Arbeitsplätze in  Billiglohnländer verlagert wurden. Deutschland war und ist als Exportweltmeister in diesen Jahren einer der großen Sieger der Globalisierung.
In dieser Zeit in D wurde vor allem von FDP und CDU gefordert die "wettbewerbsschädlichen"
Unternehmenssteuern zu senken und von Rot-Grün und Schwarz-Rot
  umgesetzt. Forderungen den Missstand, die im hohen Maße den Haushalt schwächenden Wirtschaftssubventionen endlich abzuschaffen wurde von der Regierung Merkel fast ausschließlich  auf Lohnempfänger angewendet (Wegfall/Kürzung von Eigenheimzulage, Sparerfreibetrag, Nacht- und Feiertagszuschlägen, Entfernungspauschale...), die Wirtschaft weitgehend verschont. Dagegen diente der hoch verschuldete Staatshaushalt als  Begründung für weitere Sozialkürzungen.
Ein erheblicher Anteil entfällt auf die in den "Steueroasen" ungeschorenen Finanzvermögen sowie aus
Steuerhinterziehung
 größten Ausmaßes, durch eine gewollt unzureichende Steuerprüfung . Ganz im Gegensatz zur totalen und sofortigen Steuereinziehung bei abhängig Beschäftigten. Der Größenumfang dieser  Steuerhinterziehungen ist zwangsläufig schwer zu bestimmen. Eine  Vorstellung davon lassen die jährlichen Berichte des Bundesrechnungshofes (BRH) erahnen.

Das
ISW benennt folgende Quellen für dieses Finanzvermögen:  
Arbeitsproduktivität rasant gesteigert.
Produktionskapazitäten überschreiten weit die Aufnahmefähigkeit des Marktes, der beschränkt ist durch die sinkende Massenkaufkraft. Für die Aufrechterhaltung/Erweiterung der  Produktion reicht eine sinkende Profitmenge aus. Frei verfügbare Gewinne steigen dadurch stark. Diese liquiden Mittel drängen auf die nationalen und internationalen Finanzmärkte, um dort – in der Sphäre der Finanzzirkulation – Gewinne zu erzielen.
Das Wachstum des Geldvermögens ist Ergebnis einer massiven Umverteilung von Unten nach Oben,
von Süd nach Nord, von den Lohn- und Lohnersatzeinkommen zu den Unternehmensgewinnen
  und den Vermögenszuwächsen der Geldvermögensbesitzer. Boom der Aktien- und  Finanzmärkte sowie die öffentliche und private Verschuldung macht die Reichen immer reicher und zahlreicher.
Seit 1980 stagnieren in allen Hauptländern die Reallöhne
Unternehmensgewinne erreichen Jahr für Jahr neue Spitzenwerte. Nach einer OECD-Studie aus dem Jahr 2006 ist der Anteil der Löhne am Bruttosozialprodukt in den reichsten 15
  EU-Staaten seit den achtziger Jahren um 13 Prozent zurückgegangen - in den USA um sieben Prozent. Die Lohnquote sank in D in der Zeit 2000 - 2008 von 72,2 auf 64 %,  bedeutet das allein für 2007 einen Verteilungsgewinn der Bezieher von Gewinneinkommen von 138 Mrd. Euro.
Umverteilung durch den Staat.
Die Steuern auf Spitzeneinkommen, Vermögen und Unternehmensgewinne wurden immer weiter abgesenkt. (siehe Jarass, Steuerreform 08). Zudem werden durch die staatliche  Steuerpolitik Finanzinvestitionen und damit Spekulationseinkommen im Vergleich zu produktiven Investitionen gefördert, z.B. Steuerbefreiung für Veräußerungsgewinne beim Verkauf  von Unternehmensbeteiligungen; Subventionierung des Ausschlachtens inländischer Unternehmen durch „Heuschrecken“, etc
Die Aushöhlung der gesetzlichen, solidarischen Sozialsysteme
bewirkt höhere Gewinne durch Senkung der sog. Lohnnebenkosten - und andererseits eine Anhäufung von Geldmassen in privater Vorsorge. Pensionsfonds für die Alterssicherung  angelegten Gelder von 1992 bis 2006 von knapp 5.000 Mrd. auf nahezu 23.000 Mrd. Dollar mehr als vervierfacht. Je mehr die gesetzlichen Renten abgebaut werden, desto mehr Gelder  fließen in die Finanzmärkte. Privatisierung der Rentenversicherung auch EU-Strategie für größeren europäischen Finanzmarkt. 
Quelle: ISW -  Ursachen und Folgen der Finanzkrise, 20. Oktober 2008 von Leo Mayer 

Der seit etwa Mitte der 1970er Jahre praktizierte Neoliberalismus hat nicht nur in Deutschland tiefe Spuren der Umverteilung von unten nach oben, von den Lohneinkommen zu den
  Gewinn und Vermögenseinkommen, hinterlassen. Auch weltweit ist eine „Überschussliquidität“ entstanden, die schließlich durch eine enorme Aufblähung der Finanzmärkte (in den  letzten 25 Jahren ist allein das von großen Finanzinvestoren angelegte Geldvermögen von 3 auf 55 Billionen US-Dollar angestiegen) einen Finanzmarktkapitalismus hat entstehen  lassen.  
Quelle: memo.uni-bremen  Seite 5 ff  

Die ungerechte Einkommensverteilung hat eine Geldschwemme verursacht,
                                                  daraus resultiert die Aufblähung der Finanzmärkte und die jetzige Krise

These (kurz zusammengefasst) von Michael Schlecht, Chef-Ökonom von Ver.di und Axel Troost, MdB, beide Mitglied der Linkspartei.
 
"Ursache für die Verwerfungen auf den Finanzmärkten sind zwei Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft und in den Volkswirtschaften. Das eine ist das außenwirtschaftliche  Ungleichgewicht. Das zweite Ungleichgewicht besteht bei der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Aufgrund der falschen Philosophie (...) werden sich die Einkommen und  Vermögen immer weiter auseinander entwickeln. Die Ursache für die derzeitige Krise ist auch darin zu suchen, dass dieses Gleichgewicht empfindlich gestört wurde. Während eine  Minderheit immer höhere Einkommen und größere Vermögen angesammelt hat, hat die große Mehrheit mit stagnierenden Löhnen und stagnierenden Renten zu tun."    Oskar Lafontaine

Jahnke: „Auch ich hänge dieser These an“. "Die ungerechte Einkommensverteilung hat eine Geldschwemme verursacht, daraus resultiert die Aufblähung der Finanzmärkte und die jetzige Krise"
und verbinde sie mit dem Hinweis auf die zusätzliche Geldschöpfung einerseits der Institutionen der Finanzmärkte, die mit immer höheren Anteilen von Fremd- zu Eigenkapital
  gearbeitet haben, und einiger Notenbanken, vor allem der Fed, sowie andererseits der Überschussländer China, Deutschland und Japan, die mit ihrer so geschaffenen gewaltigen  Kreditblase die Verschuldung der USA und einiger anderer Defizitländer erlaubt haben. Wir erleben seit etwa zehn Jahren eine gigantische Umverteilung im globalen Maßstab.
Eine breite Meinung aus ganz unterschiedlichen Lagern, vom amerikanischen Finanzminister Paulson, dem früheren Notenbankchef Greenspan, dem Verdi-Chefökonom Michael Schlecht, dem Chefökonom des DGB Dierk Hirschel bis zu Lafontaine, sieht die Hauptursache der Kreditkrise in der Überflutung der Finanzmärkte durch eine gigantische Welle an neuen Ersparnissen, die immer riskantere Anlagen gesucht haben. Die Banken und andere Finanzinstitutionen hebelten dabei die Ersparniswelle noch mit hohen Kreditvolumina hoch und legten sie in international handelbaren Ansprüchen aus Hypotheken, Autodarlehen, Kreditkartendarlehen, Studentendarlehen und immer mehr minderwertigen Unternehmensanleihen (Junkbonds) und ähnlich riskanten Werten in der Realwirtschaft an. So ist die Kreditkrise vor allem eine Bankenkrise.
Einen Unterschied gibt es allerdings zwischen den zitierten amerikanischen und den deutschen Stimmen. Die Amerikaner beziehen sich bei der Überflutung auf die Zwangsersparnisse ausgebeuteter Arbeitnehmer in einigen Schwellenländern und deren enorme, an die Defizitländer ausgeliehenen Leistungsbilanzüberschüsse, vor allem die Chinas.
Andererseits sprechen die deutschen Stimmen die Ersparnis der Best- und Besserverdiener in den alten Industrieländern, auch in Deutschland (Abb. 04054), an. Ich halte beide Ursachenketten für plausibel. In der Kombination waren sie groß genug, um die globale Krise auszulösen. Der Einbruch geschah bei den meist auf Kredit finanzierten Anlagen in der Realwirtschaft, vor allem den amerikanischen Subprime Hypotheken, deren Volumen nicht einige Dimensionen größer sondern um Dimensionen kleiner als das der Aktienmärkte ist. Von dort hat sich der Vertrauensverlust auf andere riskante Anlagen in der Realwirtschaft ausgebreitet und besonders auf die Banken, die sich hier engagiert haben. Anders als Müller meint, gehört die Betreuung von Hypotheken, Kreditkartenkrediten, Unternehmensbonds, etc. durchaus zum Service der Finanzwirtschaft. Der Fehler war, dass man dabei das Risiko eklatant falsch eingeschätzt hat. Der IWF hat die Bereiche aufgeschlüsselt, in denen nach seinen Annahmen Verluste von insgesamt 1,4 Billionen Dollar zu erwarten sind, davon nur 6,5 % bei hypothekenhinterlegten Papieren, wie den amerikanischen Subprime Papieren…  
Dr. Joachim Jahnke
 

Seit der Weltwirtschaftskrise 1974/75 richtete sich die Kritik am Interventionsstaat gegen Reformen, die eine SPD/FDP-Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt (...) zu Beginn der  1970er Jahre verwirklicht hatte. Für die weitere Entwicklung war das Lambsdorff-Papier vom 9. September 1982 bedeutsam, dessen Forderungen nach spürbarer Verbesserung der  Kapitalerträge und einer "Verbilligung des Faktors Arbeit" durch Senkung der Sozialleistungsquote vor 25 Jahren zum Bruch der sozial-liberalen Koalition führten. Die nachträgliche  Lektüre des Memorandums lässt erkennen, dass es sich um das offizielle Drehbuch für die Wirtschafts- und Sozialpolitik bis heute handelte und der "Marktgraf" ein wichtiger  Wegbereiter der neoliberalen Hegemonie war. Viele Maßnahmen, die seither ergriffen wurden, entsprechen genau jenem Forderungskatalog: Von einer zeitlichen Begrenzung der  Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes auf zwölf Monate über die Einführung eines "demografischen Faktors" zur Beschränkung der Rentenhöhe ("Berücksichtigung des steigenden  Rentneranteils in der Rentenformel") bis zur stärkeren Selbstbeteiligung im Gesundheitswesen listete das Lambsdorff-Papier fast alle "sozialen Grausamkeiten" auf, welche die  folgenden Bundesregierungen bis heute verwirklichten.
Prof. Dr. Christoph Butterwegge
 



Die wirklichen Ursachen der internationalen Finanzmarktkrise und ihre Folgen

Viele Finanzexperten und Wissenschaftler sind sich über die tiefer greifenden Ursachen der Finanzmarktkrise einig:

Die ungerechte Einkommensverteilung
hat eine Geldschwemme verursacht, daraus resultiert die Aufblähung der Finanzmärkte und die jetzige Krise.

ergänzt durch zusätzliche Geldschöpfung
einerseits der Institutionen der Finanzmärkte, die mit immer höheren Anteilen von Fremd - zu Eigenkapital gearbeitet haben, und einiger Notenbanken, vor allem der Fed, sowie andererseits der Überschussländer China, Deutschland und Japan, die mit ihrer so geschaffenen gewaltigen  Kreditblase die Verschuldung der USA und einiger anderer Defizitländer erlaubt haben.
Die Subprimekrise ist Auslöser, aber nicht die Ursache der Finanzmarktkrise.
 
Die Banken sind in einen "Anlagenotstand" geraten, weil sie mehr Ersparnisse erhalten als sie sicher und ertragreich veranlagen können. Da sie in scharfer Konkurrenz zueinander stehen, werden die Geldanlageangebote immer aggressiver und waghalsiger: Hedge Fonds fleddern zunehmend Firmen und Konzerne aus. Beispiel Grohe.  Finanzmärkte mutieren zu Kasinos: Reine Spekulation mit Währungskursen, Rohstoffen, Lebensmittel und Energie verdrängen mittel- und langfristige, seriöse Anlagestrategien.

 

Was es uns angeht - wie stark wir von der Finanzmarktkrise tatsächlich betroffen sind

Um die 1980er Jahre stieg auch in D die Massenarbeitslosigkeit dramatisch an. Ihre Hauptursache ist die stetig steigende Produktivität durch den technischen Fortschritt:  Automaten und Computer verdrängen immer mehr Arbeitsplätze in Büros und  Produktion sowie in Verwaltung und Dienstleistung. Statt die Arbeitnehmer an den gemeinsam erwirtschafteten Rationalisierungsgewinnen zu beteiligen, wurden die hohen Gewinne - siehe oben „Gigantisches Finanzvermögen 1980-2007“ -  fast ausschließlich zur Vermögensanhäufung der Unternehmen und ihrer Führungsspitzen abgeschöpft. Verstärkt durch legale und illegale Steuerminimierung.  Doch nicht nur der Anteil an den Produktivitätsgewinnen wurde uns abhängig Beschäftigten vorenthalten. Die weltweit wachsende Massenarbeitslosigkeit wurde exzessiv genutzt zur zusätzlichen Steigerung der Gewinne, zum Beispiel durch:
Arbeitsverdichtung und steigende Leistungsanforderungen mit resultierendem
  Personalabbau
verstärkter Personalabbau durch bezahlte und unbezahlte Überstundenzunahme
 
Personalabbau durch Arbeitszeitverlängerung   Umwandlung von sozialversicherungspflichtigen Vollzeit-Arbeitsplätzen in geringfügig bezahlte / prekäre Arbeitsverhältnisse (1Euro-Jobs, Scheinselbständigkeit, befristete Arbeit, ...).  Import von Waren aus Billiglohnländern statt Eigenfertigung im Lande.
Lohnsenkungen bei Arbeitszeitverkürzung.
 Lohnsenkungen durch Verlagerungsandrohungen.  
Niedrigere Einstellungslöhne. Niedrigere Lohnerhöhungen.
Lohneinsparung bei Frühverrentung (Vorruhestandsregelung).
 
Sozialleistungskürzungen durch erhöhten Arbeitnehmeranteil (erhöhte Zuzahlung/Praxisgebühr bei GKV-Leistungen, durch privaten Vorsorgeanteil und Leistungskürzung bei der GRV.
Sozialleistungskürzungen bei Arbeitslosigkeit durch Hartz IV
Abschaffung bzw. Kürzung der Betriebsrente.
 
Abschaffung bzw. Kürzung von Weihnachts- und Urlaubsgeld,  Sondervergütungen wie 13. Monatsgehalt, Erfolgsbeteiligungen, Sonderurlaub, …

Statt wegrationalisierte Arbeitsplätze zu ersetzen wurde die Arbeitslosigkeit, von den Regierungsparteien verstärkt:
Steuerliche Förderung von Produktionsauslagerung, Niedriglohn sowie Arbeitszeitverlängerung und Verhinderung von Mindestlöhnen.

Obwohl in dieser Zeit besonders durch diese Maßnahmen hohe bis gigantische Gewinne erzielt wurden, s. o. wurden "Globalisierungszwänge" und die "hohe Massenarbeitslosigkeit" als Gründe für die angeblich schlechte Wirtschaftslage vorgeschoben, von Wirtschaftsfunktionären wie von den jeweiligen Regierungsparteien unter breiter Unterstützung der Medien.
Unternehmenssteuern wurden weiter abgesenkt, statt für wegfallende versicherungspflichtige Arbeitgeber-Beiträge einen Steuerausgleich zu erheben.
Zur Vermeidung verstärkt zunehmender
 Haushalts-Verschuldung wuchs stattdessen die Steuer- und Abgabenbelastung der abhängig Beschäftigten bei zusätzlicher Reduzierung der Sozialleistungen.
Mit diesen den Arbeitnehmern abgerungenen Milliardenbeträgen sind die aus dem Ruder laufenden Finanzmärkte überschüttet worden. Mit diesen Milliardenbeträgen wurden die Gewinne der immer waghalsiger werdenden Finanzspekulation erzielt. Die Finanzanlagen haben sich durch diese gigantischen Vermögenszuwächse und der exzessiven Spekulationspraktiken aufgebläht und sind, ausgelöst durch die US-Immobilienkrise, kollabiert.

Zudem sind viele Menschen Opfer der exzessiven Spekulationspraktiken geworden, die ihre Ersparnisse in sichere Anlagewerte investiert glaubten. Wie hoch die Verluste (bis hin zum Totalverlust) der privaten Altersversorgung sind, darüber herrscht in Medien und Politik das große
Schweigen. Ebenso wie bei den stark geschwundenen Leistungen von Lebensversicherungen oder privater Rentenversicherungen. Sind doch davon sogar Versorgungswerke der Rechtsanwälte und Abgeordneter betroffen. Hier ein
empörender Bericht über EU-Abgeordnete, die ihre Vorsorgeverluste auf die Steuerzahler abwälzen wollen.

Und nun sollen auch noch die Spekulanten auf der Verliererseite (Wetten auf Aktien / Leerverkäufe und auf Nahrungsmittel-, Energie- und Rohstoff-Preisentwicklungen) durch staatliche „Rettungspakete“ und „Bad Banks“ von uns Steuerzahler, in der Mehrzahl also wieder wir abhängig Beschäftigte, entschädigt werden. Geld, das dem Haushalt über viele Jahre entzogen wird, die Staatsverschuldung weiter erhöht und als Begründung dient für weitere Kürzungen in Arbeitslosen- Renten- und Krankenversicherung. Steuerbelastungen in die Zukunft hinein zu lasten unsere Kinder und Enkel.
 
Zudem werden immer mehr Stimmen laut, die  befürchten dass die viel zitierte - der Finanzmarktkrise folgende -  Wirtschaftskrise vor allem dazu dient, weitere Arbeitsplatz- und Lohnreduzierungen zu legitimieren.

Was wir tun  können
Natürlich sind die vielfach geforderten Regulierungs- und Kontroll-Maßnahmen des Finanzmarktes unerlässlich. Der exzessiven Spekulation muss ein Ende gesetzt werden. Ebenso unerlässlich ist die Wiederherstellung des Gleichgewichtes der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Zur Vermeidung der Aufblähung der Finanzmärkte wie zur Stärkung der Wirtschaftsmärkte aufgrund stabiler gesunder Betriebe und Unternehmen, die sichere Arbeitsplätze mit anständiger Entlohnung bieten.

Wir haben die Möglichkeit die falsche Wirtschafts- und Finanzgestaltung der Politik zu ändern. Wir alle können direkt
Einfluss nehmen.    

 

 

Weiterführende Informationen zum Thema  Finanzkrise :

 

Ursachen Ausmaß

Die Finanzmarktkrise Ursachen, Gefahren, Konsequenz    verdi Okt 2008 

Ursachen und Folgen der Finanzkrise ISW, 20.10.2008 

Internationale Finanzkrise Eine Basisinformation von Attac 11.2008 

Die Ursachen der aktuellen Finanzkrise  Volkswirt Gunther Tichy 16.4.08    ht

Finanzkrise - komplexer Hintergrund der Finanzmarktkrise  heise-telepolis, 14.10.08    

Wo kam das Geld fürs Casino her?  Jahnke, Okt.08

Wo ist diese gewaltige Lawine an Kapital für die Banken hergekommen? Kap.l 2: Weltersparnis.Kap.l 3: Quellen d. Weltersparnis Jahnke, 02/09 

Chronik der Finanzkrise (Darstellung der Wirtschaftswoche) 4.5.09,  

Internationale Finanzströme - Ausmaß und Dynamik  06/2000, Prof.Dr.Lipp, ehem. Dresdner Bank

Arbeitnehmer zwischen Finanzkrise und Umverteilungspolitik – welche Auswege gibt es?  Jarass 29. November 2008 
 
(Anmerkung: Gedicht nicht von Tucholsky)

Was hat die Finanzmarktkrise mit der Lohn- und Finanzpolitik zu tun? 

Jeder zweite Deutsche hat keine Ersparnisse. DIW-Studie 2007 Große Vermögensunterschiede in Deutschland

OECD Belastung für Geringverdiener in D am höchsten   12.5.09 

Koalition verständigt sich auf weitere Entlastung von Unternehmen  ddp, 26 Mai 

Krise unterschätzt - Sondermemorandum Nov.08 uni-bremen

Lamsdorff-Papier - Ein neoliberales Drehbuch für den Sozialabbau   Butterwegge

Warum fließt so viel Geld um die Welt?    FAZ, Feb.08

Extreme Zunahme des Finanzkapitals    dgb

Die internationale Finanzkrise ist auch Konsequenz eines neoliberal umgestalteten Bankensystems Butterwegge, 19.10.07 

 

Praktiken

Im Kasino des Finanzsystems   Flassbeck, Feb09    

Hedge-Fonds   Beispiel Armaturenhersteller Grohe   hedge-fonds-alias-heuschrecken 

Hedge-Funds und Private-Equity-Funds  

Private-Equity-Krise - Firmenjäger verzocken sich    spiegel, 21.4.09  

Sparkassenwesen wehrt sich gegen neoliberale Umgestaltung durch IWF und Politik  18.4.09, Sächs. Zeitung

Brandstifter als Feuerwehr - Protagonisten der Krise WiWo, 13.10.08

 Finanzplatz Deutschland - Reformen und Veränderungen   BMFi, 31.8.05   

 

Kritik Forderungen

Ursachen bekämpfen... Dominanz der Finanzmärkte brechen
  Erklärung von WirtschaftswissenschaftlerInnen  Juli 2008

Profiteure zur Kasse   wipo.verdi    

Kapitalmarkt auf notwendige Funktionen beschränken und von der Spekulationsdominanz befreien  7.1.09   

Brandstifter als Feuerwehr  jw, 23.4.09 

Finanzkrise: Die Bundesregierung hat entscheidend mitgezündelt  jahnke, Okt.08   

Die Kriminalität der Spekulationsmafia – Finanzkrise in der BRD   von Cross-Border 06.12.07

BaFin gesteht Mängel in der Aufsicht ein   focus, 19.05.09

Attac kämpft gegen Steuerflucht!  

Finanzmärkte brauchen strenge Regeln - Oskar Lafontaine im FAZ-Gespräch, Nov 08  

Verhindert die Bankenrettung!  

HRE-Enteignung - Bankrott wäre besser  

Wie kann man die Banken retten?  Kapitel 4: Die Banken in die Pleite gehen lassen?  Jahnke, 12/02/2009     

Die hochriskanten Geschäfte der Banken  J. Huffschmid, feb09 

Profiteure zur Kasse! Arbeitsplätze sichern! Sozialstaat stärken!   Mai08, verdi.  

Stellungnahme zum Entwurf Risikobegrenzungsgesetz Schmelz, jan2008    

Weitere Stellungnahmen zum Entwurf Risikobegrenzungsgesetz    

Manager in Handschellen?  30.10.08, W. Neskovic        

Bankvorstände "Höchstpersönlich haftbar"  3.3.09, manager m.

FBI verfolgt Hedgefonds - Manager  Wiwo, 2.7.08   

"Wir zahlen nicht für eure Krise"  - 28.3.09 Tom Adler auf der Kundgebung in Frankfurt   

 

Bad Bank, Steueroasen

Bad Bank, das sind wir Steuerzahler
   Apr.09  

Regierung beschließt Bad-Bank-Gesetz  HBl, 13.05.2009  

USA starten Bad Bank ohne Steuerzahlerhaftung HBl, 20.5.2009  

Steinbrücks Bad-Bank-Plan steht   HBl, 3.6.2009  

Billionen fließen in die Steuerparadiese  FAZ, 21.2.08  

Das Billionengrab Von Steueroasen und Schattenbanken Troost/Liebert, 3.09

Brown schont Steueroasen   manager-m, 29.1.09   

Steueroasen beugen sich internationalem Druck  HBl, 12.3.09

Steueroasen - Attac-Aktionsplan zur Schließung von Steueroasen

 

 
Aktuell:  Folgen und Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise
 


Einigung auf "Basel III"-Vorschriften   ntv, 12. September 2010.
Die weltweit wichtigsten Bankenaufseher und Notenbankchefs verständigen sich nach zähen Verhandlungen auf strengere Eigenkapitalvorschriften für die Kreditwirtschaft. Das "Basel III" genannte Regelpaket sieht vor, dass die Banken bis 2015 über ein Kernkapital von mindestens sechs Prozent verfügen müssen. Die G20-Staaten müssen noch zustimmen. Sie sollen aber schrittweise eingeführt werden, so dass sich die Banken durch Einbehaltung von Gewinnen und Kapitalerhöhungen darauf vorbereiten können. Am Ende einer Übergangszeit von sechs Jahren müssen die Banken ihr Geschäft dann mit sieben Prozent "hartem Kernkapital" - also Aktien und Gewinnrücklagen - unterlegen. Bisher sind es nur zwei Prozent. Bis dahin müssen die Aktionäre mit geringeren Ausschüttungen rechnen. Mit den strengeren Eigenkapitalvorschriften soll verhindert werden, dass in der nächsten Finanzkrise wieder viele Institute mit Milliarden vom Staat vor der Pleite gerettet werden müssen.  

Attac bezeichnet das Basel III-Ergebnis als "völlig ungenügend".

Bankenabgabe   ntv, 28. August 2010
Gut gemeint, aber schlecht gemacht: Das ist das Urteil von Kritikern zur Bankenabgabe der Bundesregierung. Anstatt die nächste Finanzkrise zu verhindern, schaffe sie neue Risiken. Die Institute können sich nach Einschätzung von Experten jedoch mit relativ einfachen Tricks vor der Bankenabgabe drücken. Sparkassen und Genossenschaftsbanken lehnen die Bankenabgabe ab, weil sie ihrer Ansicht nach nicht an den risikoreichen Geschäfte, die zur Krise geführt haben, beteiligt waren und zudem über eigene Sicherungssysteme verfügen. ... Óppositionspolitiker halten die geplante Bankenabgabe generell für zu gering bemessen.

Attac: Bankenabgabe weitgehend wirkungslose Symbolpolitik  25. August 2010
Die Bankenabgabe taugt also weder als Insolvenzversicherung, noch wird sie am Verhalten der Banken etwas ändern. Zudem ist sie ausschließlich auf die Zukunft gerichtet. Die Kosten der gegenwärtigen Krise will die Regierung hingegen über das „Sparpaket“ den Steuerzahlern und Transferempfänger aufladen.


Ermittlungen gegen WestLB-Vorstände eingestellt  Welt, 29.7.2010
Die Ermittlungen gegen zwei amtierende und mehrere ehemalige Vorstände der WestLB sind gegen Zahlung von insgesamt 445 000 Euro Geldauflagen eingestellt worden. Ex-Vorstandschef Thomas Fischer, den der Skandal den Job kostete, muss demnach 150 000 Euro zahlen, die amtierenden Vorstände Werner Taiber 150 000 Euro und Hans-Jürgen Niehaus 75 000 Euro. .... Gegen neun weitere Manager und Mitarbeiter liefen die Ermittlungen allerdings weiter. ... Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung soll aber Anklage lediglich gegen zwei ehemalige Aktienhändler der WestLB erhoben werden.

Ermittlungen gegen früheren HRE-Aufsichtsratschef beendet  ad hoc news.de, 20.07.10
Ermittlungen gegen ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden der Hypo Real Estate (HRE), Kurt Viermetz, eingestellt. Die weiteren Verfahren und Ermittlungen würden allerdings fortgeführt  

Top-Banker der Finanzkrise erstmals in Deutschland verurteilt  14.7.2010
Das Landgericht Düsseldorf verhängte gegen den ehemaligen Chef der Krisenbank IKB, Stefan Ortseifen, wegen Börsenkursmanipulation eine zehnmonatige Bewährungsstrafe - deutlich unter der möglichen Höchststrafe von fünf Jahren Haft - sowie eine  Geldstrafe von 100 000 Euro. Die IKB hatte sich in großem Stil mit US-Ramschhypotheken verspekuliert, doch Ortseifen hatte noch am 20.7.07 die Gewinnprognose der Bank bestätigt und mitgeteilt die Belastungen aus dem Hypothekengeschäft würden sich maximal in einstelliger Millionenhöhe bewegen. Eine Woche später stand das Institut vor dem Abgrund. Die Rettung kostete mehr als zehn Milliarden Euro, der Großteil entfiel auf den Bund und damit auf den Steuerzahler. Allerdings stand der
Banker nicht wegen der Milliardenverluste vor Gericht, sondern „nur“ wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation. Es bleibt auch die Frage unbeantwortet, welcher Motivationshintergrund die Manager veranlasste, die verlustverursachenden Wertpapiere einzukaufen. Welche Gegenleistungen (durch wen und an wen?) wurden erbracht?
Ortseifen  ist nicht der einzige, den die Justiz am Wickel hat:
Ermittelt wird wegen Untreue gegen ehemalige Manager der Hypo Real Estate , darunter Ex-Chef Georg Funke. Sowie gegen ehemalige Manager, darunter Ex-Chef Herbert Süß der SachsenLB und gegen Ex-Manager um den ehemaligen Chef Werner Schmidt der Bayerischen Landesbank. Wegen schwerer Untreue gegen 7 ehemalige und amtierende Vorstände, darunter Ex-Chef Siegfried Jaschinski der Landesbank B-W (LBBW).  

Verbot von Leerverkäufen  Parlament stoppt riskante Finanzwetten  Spiegel, 2. Juli 2010
Der Bundestag macht Zockern das Leben schwerer: Nach dem Kabinett hat nun auch das Parlament ein Verbot von riskanten Aktien- und Wertpapiergeschäften abgesegnet. Die Opposition kritisiert das Verbot sogenannter ungedeckter Leerverkäufe als Symbolpolitik.
In Europa und weltweit ist Deutschland mit seinem Leerverkaufsverbot dennoch weitgehend isoliert. Die EU-Kommission will ihre Vorschläge erst im Oktober vorlegen. Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde lehnt die deutsche Initiative ab.

G-20-Treffen in Toronto - Gipfel der halbseidenen Siege   Spiegel, 28. Juni 2010

Was hilft gegen die Finanzmarktkrise? - Eine Zwischenbilanz    ntv, 2. Juni 2010

Ermittlungen gegen KfW wohl eingestellt  n24, 3.5.2010  
Offenbar sollen die Ermittlungen gegen die KfW eingestellt werden. Sofern die Generalstaatsanwaltschaft dagegen keinen Einspruch einlege, werde das Ermittlungsverfahren ohne Anklagen beendet. Das als "dümmste Bank Deutschlands" verspottete Institut hatte Millionen an Lehman überwiesen, als deren Bankrott schon klar war.

"Ein Jahr nach Lehman – Zocken ohne Ende?"   Video - Aufzeichnung  YouTube der "PHOENIX RUNDE" vom 15.09.09 

USA starten Bad Bank ohne Steuerzahlerhaftung HBl, 20.5.2009  

Regierung beschließt Bad-Bank-Gesetz  HBl, 13.05.2009  

Bad Bank, das sind wir Steuerzahler
   Apr.09  

G20 Weltfinanzgipfel in London Überblick: Die Beschlüsse des Gipfels 

G20 Die wichtigsten Streitfragen vertagt spiegel, 30.3.09       

Steueroasen beugen sich internationalem Druck  HBl, 12.3.09

Meinungsmache beim Thema Finanzkrise und Wirtschaftskrise Teil 2    nds 04 09

Schlechte Zeiten für umstrittenen EU-Pensionsfonds
      t-online.de, 21. April 2009

EU-Abgeordnete wollen Pensionsverluste mit Steuergeldern aufstocken   deutschlandfunk, 26.03.2009
  

Private Pensionssysteme in den OECD-Ländern erlitten Werteinbußen von 5 Billionen US Dollar   NachDenkSeiten, 12.12.08

Brutale Heimsuchung  Die Pensionsfonds der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen verloren innerhalb eines Jahres 205 Mrd $
 nds 28.10.08